Warum Erholung erstmal nicht funktioniert

Warum Erholung erstmal nicht funktioniert – und wie du mit richtiger Erholung fit, klug und produktiver wirst

Puh, heute lehne ich mich mal so richtig hinaus mit dem Thema! Und falls – ich betone: falls – du dich dabei ertappt fühlst, weil du Ähnliches kennst, dann lies mit und sei am Ende sowohl erleichtert als auch angespornt, es mir nachzumachen. Einerseits nimmt es dir nämlich den Druck, dich jetzt sofort (oder wann auch immer dein Urlaub, deine Freizeit, deine Abhäng-Zeit ist) zu erholen und aufzutanken und andererseits hast du die Chance, ganz besondere Kräfte deines Gehirns zu nutzen. Quasi anzuzapfen, klammheimlich, in hinterlistig-überlistender Manier und ganz klar für deinen Profit. Also gehen wir es an. Das Thema Erholung samt Profit. Warum?

Der Grund ist einfach: ich erhole mich gerade. Ein paar Tage Urlaub, abhängen, nichts tun (haha! Was ist das?!) Und jetzt sitze ich da, im Hotel am Bett und schreibe Blog.

Wieso zum Henker mache ich das? Warum lässt mich mein Hirn nicht los und was ist mit Erholung?

Urlaub heißt vor allem eins: weg aus dem Alltag, weg von den terminlichen Verpflichtungen, weg vom täglichen „müssen“. Wenn du vor deinem Urlaub länger an deiner Auszeit geplant hast, hast du dir bereits jede Menge Gutes getan und dir Freuden im Vorhinein geschaffen. Ansonsten heißt es einfach: rein ins Vergnügen – oder so.

Dem Gehirn ist der Wechsel erst einmal egal, es versucht, sich möglichst rasch den neuen Bedingungen, dem Urlaubsmodus eben, anzupassen. Das tut es sowieso immer, denn wenn du arbeitest, ist der Arbeitsmodus auf „ein“ gestellt, wenn du schläfst, wird auf Schlafmodus umgestellt… Es arbeitet also ständig mit wechselnden Bedingungen. Und jetzt eben mit Urlaub, was auch immer du darunter verstehst.

Ätsch! Bei Ruhe wird erst recht gearbeitet!

Schöne Grüße von der Masse zwischen deinen Ohren: bei Ruhe findet Kreativität seinen Lieblingsraum. Ernst Pöppel vom Münchner Institut für Medizinische Psychologie und seines Zeichens Kreativitätsforscher behauptet, dass wir durch den Ausstieg aus der Routine des Alltags und des Kommunikationsdrucks die idealen Bedingungen für die eigene Kreativität schaffen. Ha! Selbst schuld, wenn du auf Urlaub gehst, und meinst, nur Ruhe zu erleben und dabei nichts mit deinen Gedanken an die Zeit davor und danach (also Arbeit) zu tun haben zu müssen. Wir lernen beispielsweise ja auch im Schlaf, das ist allgemein bekannt.

Ich will aber nicht arbeiten, ich will mich erholen – könntest du jetzt sagen.

Gut so, deshalb bist du ja ausgebrochen aus deinem Alltag. Du hast ja nicht Urlaub gemacht, um dann hinter deinem Laptop zu verschwinden und wieder nicht abzuschalten – oder?

Abschalten heißt nicht: nichts tun und dabei nichts denken!

[Tweet „Abschalten heißt: weg vom Druck und den Gedanken freien Lauf lassen.“]

Wolfgang Schneider, deutscher Kulturwissenschaftler hat eine Enzyklopädie der Faulheit geschrieben, in der er so genannte große Faulpelze beschreibt, die allesamt Menschen waren, deren Werke wir alle kennen: Charlie Chaplin, Albert Einstein (gut, der wird in fast allen Kategorien die etwas schräg sind und dem Hirn zuträglich sein können, genannt), George Gershwin, Bert Brecht oder Winston Churchill und viele mehr. Kuriositäten rund um Faulheit und ihre Folgeerscheinungen lesen sich spannend und sind so nützlich wie nachahmenswert. Interessant ist zum Beispiel auch, dass die so genannte fleissige Biene nur etwa 20 Prozent ihrer Lebenszeit tatsächlich mit Arbeiten verbringt.

[Tweet „Zu viel Energie verschwenden verkürzt die Lebenszeit.“]

Der Leerlauf-Modus als Ideengenerator

Gehirnforscher haben festgestellt, dass dieser Leerlauf- oder auch Default-Modus eine extrem wichtige Zeit darstellt. Bestimmt hast du schon öfter mal die Erfahrung gemacht, dass ein kleiner Spaziergang die rettende Idee bringt. Vielleicht ist dir auch in der Dusche ein wichtiges Detail eingefallen, das dir weiterhalf, oder du wachst morgens auf und plötzlich ist die Erkenntnis gereift! Zu diesen Zeiten warst du im Default-Modus, und jetzt wird´s spannend.

Warum du nicht jede Nacht extrem gute Erkenntnisse hast

Jetzt fragst du sicher: und warum ist das nicht jede Nacht so? Warum wache ich nicht jeden Morgen auf und bin auf volle Kreativität und Aktivität eingestellt? Forscher sagen dazu, dass du im Leerlauf-Modus ähnlich wie im Schlaf vorher etwas getan haben musst, damit sich deine Synapsen entsprechend gut neu sortieren und organisieren.
Dazu musst du wissen, dass unser Gehirn gut strukturiert ist, jedes Neuron mit einer bestimmten Anzahl anderer Neurone verbunden sein kann und sich aus unserem Lernen bestimmte Areale oder Gruppen zusammengesetzt haben. Wir nehmen also etwas wahr, bewerten es, hängen es an vorherige Erfahrungen an und nehmen wieder wahr… lernen also. Wenn die Wahrnehmungen immer dieselben sind, das Arbeitskämmerlein etwa, dann ist die Kreativität nicht wahnsinnig hoch ausgebildet.
Schon Antonio Damasio, ebenfalls Gehirnforscher, dem Lernen das wichtigste Forschungsgebiet ist, schreibt in seinem Klassiker „Descartes Irrtum“ – Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn, dass Lernen und Fühlen einhergehen müssen. Achtung! Jetzt wird´s wichtig:

[Tweet „Lernen ohne Fühlen ist nicht möglich!“]

Was dir wirklich wichtig ist, fühlst du!

So, und jetzt weißt du bescheid, warum nicht jeder Spaziergang oder Kurzurlaub einen Kreativitätsschub bringt: wenn du etwas lernst, etwas Neues erschaffst, eine wichtige Arbeit abliefern willst, musst du stark emotional beteiligt sein. Das garantiert, dass mehr als die üblichen Synapsen-Verbindungen stattfinden. Aus der Architektur unseres Gehirns ergibt sich, dass jedes Neuron immer eine bestimmte Nähe zu mindestens vier weiteren Verarbeitungsarealen hat. Es ist also alles mit allem recht nahe verbunden – wenn du nutzt, was möglich ist. Und wenn du vor dem Spaziergang, Kurzurlaub, Schlafengehen deine mentalen Hausaufgaben gemacht hast, liefert dir dein Gehirn eben Lösungen, Neues, Ideen…
Das heißt, wenn du ein Problem hast, ein ständiges Interessengebiet (das war der Ausgangspunkt in meinem Fall) das dich immer auf mentalem Zug hält, wenn du eine Herausforderung siehst und du stellst dich mental auf mögliche Lösungen, Ziele, Ideenfindungen ein, dann passiert genau das in deiner Denkfabrik: Lösungen, Ideen, Möglichkeiten…

Stehst du den Problemen, Herausforderungen etc. mit Stressgefühlen im Weg, lässt die Lösung meist eher auf sich warten. Klar, der negative Stress muss erst einmal von Körper und Geist verarbeitet werden, bevor du dich den schönen Seiten widmen kannst. Auch dazu hilft die Architektur im Gehirn. Dein Hirn will lösen, lernen, Neues schaffen, kann es aber nicht, wenn es sich um dein Überleben kümmern muss – das ist immer der Fall, wenn das gute alte Reptil bzw. der Überschuss an Cortisol die endsprechenden Leistungen erfordern.

Bei Erholung fühlst du dich gut – und dann arbeitet es, dein Gehirn

Dass ich auf High Performer und ganz normale Spitzenleistungen stehe, habe ich schon öfters geschrieben und bemerkt. Tja, und hier lag mein „Problem“: ich stehe auch im Urlaub auf High Performance und mein Gehirn wirft so viele Ideen aus, dass ich jetzt hier sitze, und ein paar davon niederschreibe, in der Hoffnung, die Appetit auf gute Erholung und echte mentale Mitarbeit zu machen.

Deine ganz normalen Spitzenleistungen finden statt, wenn du im idealen Zustand dafür bist

  • Wer will nicht „einfach gut sein“?
  • Wer will nicht „mit Leichtigkeit seine Arbeit bewältigen!?
  • Wer will nicht „einfach gut drauf sein, egal, was um dich herum alles passiert“? (oder passieren könnte…)
  • Wer will nicht „Spaß haben und dabei was Kluges tun“?

Wenn irgendeine der obigen Fragen auf dich zutreffen, dann hab ich eine Empfehlung für dich: nimm eine Auszeit und verbinde sie von der 1. Idee dazu (der Planung) mit der perfekten, gehirnorientierten Einstellung. Das schaffst du leicht und dann rinnen dir die Ideen nur so aus den grauen Zellen.

Kennst du kreative Auszeiten, in denen extrem viel geschieht, was du nicht geplant hast, dich aber enorm weiterbringt? Wenn ja, her mit deinen Erfahrungen, schreib mir in den Kommentaren deine Erlebnisse. Ich freue mich darüber sehr und danke dir dafür.

So, und jetzt wünsche ich dir – wenn du nicht selbst gerade eine kleine Auszeit machst – eine wunderschöne und Gewinn bringende Zeit mit vielen guten Ideen und Lösungen. Mach wenigstens einmal täglich eine mentale Kurzurlaubs-Phase und genieße die Ergebnisse.

Bis bald,

Petra

P.S.: Falls du auch an High Performer und deinen ganz normalen Spitzenleistungen interessiert bist, dann habe ich hier etwas für dich. Viel Freude damit!

6 Kommentare

  1. Simone – genau!
    Sobald das „muss“ weg ist, ist freie Bahn für längst gehaltene Ideen. Dein Gehirn speichert so viele davon, da nutzt die Kraft der bewussten Entspannung enorm viel.
    Viel Spaß und alles Gute,
    Petra

  2. Liebe Daniela,
    Wie schön, dass du Kurzurlaube erlebst. Nutze die Gunst deines Gehirns und lass die guten Gedanken fließen.
    Alles Gute,
    Petra

  3. Danke für diese Worte… ich dass letzte Woche einige Male im Urlaub mit Laptop an den wenigen WLAN Hotspots und habe Dinge gemacht, für die zuhause keine Zeit ist.

    Einfach fließen lassen und ein paar Dinge weggeschafft und ausgeheckt . Tat nicht weh und fühlte sich immer noch nach Erholung an. Es war ja kein Muss!

  4. Liebe Petra!
    Ich DANKE dir für die 3 kkk und die schaffen mir Frei -raum und Zug nach vorne. Ich bin in den letzten 30 Minuten schon mehrmals auf Kurzurlaub, durch dich Engelchen, geflogen. Du bist so Klasse Petra!
    Daniela

  5. Großartig Tom!
    Und ja, du warst fast ein mentales Vorbild beim Schreiben – zumindest waren die schönen Bilder deiner Arbeits-Auszeiten immer wieder vor meinem geistigen Auge.
    Interessant ist, dass wir auf kurze Auszeiten viel intensivere Reaktionen haben als bei langen Urlauben.
    Also: ab in den nächsten bewussten Urlaub und los geht´s mit fantastisch sein!
    Ganz feine Grüße,
    Petra

  6. So wahr, liebe Petra!
    Ich bin ganz bei dir, jeder Mensch darf für sich den jeweils richtigen Modus finden – der ändert sich auch. 🙂
    Seit ich mir regelmäßig Auszeiten einplane – das sind für mich Zeiten, wo ich keine Termine und fixen Arbeitsvorgaben habe – ist mein kreative Output explodiert.
    Ich arbeite nicht nicht in diesen Zeiten, ich mache auch nicht Urlaub, ich überrasche mich einfach selbst mit dem, was ich tue.
    Das tut mir, meinem Business und meinen Kundinnen extrem gut.
    Die Grundlage für diese Leichtigkeit sind zu hohem Grad die funktionierenden Strukturen, die ich mir in der Phase davor erarbeitet habe – und die laufen auch weiter.
    Es lohnt sich so, mich selbst wertzuschätzen.
    Herzliche Grüße und
    be wonderful!

    Tom

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