#Ganzeinfachich
So eine Blogparade ist schon was Schönes. Hier gibt es die Gelegenheit, mal ein wenig quer zu denken und -schreiben und heute liegt das an der Parade von Karin Wess, die gar nicht vorhatte, eine solche auszurufen. Woher kenn ich das bloss?
Abseits der üblichen Beschreibungen, was mir wichtig ist, wofür ich stehe, was mich und mein Business-Sein ausmacht, will ich heute einfach einen Tag im Leben der Petra beschreiben – weil es Einblicke und vermutlich Eigen-Erkenntnisse ergibt und weil eine Beschreibung der wirklich anderen Art dabei herauskommt. Deshalb: viel Freude und hoffentlich Gelegenheit zum herzhaft Lachen beim Miterleben eines „ganz normalen Tages“ von mir.
Ein ganz normaler Tag
Da haben wir´s – es beginnt … nicht in der Früh, sondern
… am Abend davor. Ohne Planung der ersten Schritte bin ich verloren. Also nicht wirklich, aber schnell mal. Daher liegt mein heiliger Planer abends nett bereit und wartet darauf, dass seine oberen Zeilen gefüllt werden. Erledigt.
Der Wecker klingelt, egal zu welcher Zeit, zu früh. Wer auch immer diese Dinger erschaffen hat, leidet mit Sicherheit am Schlechtgewissen-Syndrom. Soll er. Damit ich nicht herumwanke, als würde ich auf irgendeiner Substanz sein, meditiere ich als erstes.
Durchatmen, gleich geht´s los!
Ab da ist eine Stunde Familienzeit, gefüllt mit Frühstück und Schuljause bereiten, den Sohn aus dem Bett knuddeln (das ist die höfliche Form von: warum bist du schon 13 Jahre und so schwer, früher konnte ich dich einfach rausheben???) und so tun, als wäre eh alles gut, normal, problemlos einfach, im Griff, unter Kontrolle, zum Lachen, frisch, fröhlich – während vor mir ein völlig anderer Film abgeht.
Aus Selbstschutz und zur Aktivierung gehe ich ein paar Schritte mit in Richtung Schule, denn am Weg zurück habe ich Zeit für mich, Ruhe zum Atmen und sehe den berauschend schönen Anblick vom Untersberg, der steinerne Kraftplatz gleich bei Salzburg. Es gibt Tage, da denke ich, der steht wegen mir da, weil ich sonst mit meinen 10 Millionen Sachen im Gehirn alles wegwehen würde. Auch gut.
Leben. Kaffee.
Dann. Endlich. Kaffee!!!!! Juhuuuu! Leben fühlt sich doch schön an, es gibt Wärme, Duft, Wohlgefühl, Ruhe. Ja, mich beruhigt Kaffee, einfach weil ich so viele Assoziationen in meinem Gehirn verankert habe, die mir suggerieren, dass das Leben mit Kaffee einfach schön ist.
Apropos Gehirn: da sind wir ja bei meinem Kernthema. In mir findet ständig ein Dialog mit meinen Windungen statt. Also ja, Selbstgespräche der besonderen Art. Stell dir vor, du weißt einfach, welche Vorgänge wie stattfinden, was produzieren oder genau nicht. Ungefähr so ist das dann bei mir.
Ich bin viele. Meistens.
Also Beispiel Kaffee: „Adenosin-Rezeptoren bitte einfach mal ins Hinterstübchen, ich brauche Wachheit! Los, los, Koffein, das kann doch nicht so lange dauern… Dopi und Gluti (Dopamin und Glutamin, Anm.) wollen loslegen (aufputschen), ich will doch endlich –
hier der nächste Dialog: will ich echt loslegen? Vernunft: Ja klar! Wille: äh, die Sonne ist grad echt so angenehm hier; Freude: lass los und lebe!
Ich dazwischen: Leute! Es ist Montag, wir haben zu tuhun!
Manchmal, um kurz vor 8:00 Uhr, gönne ich mir dann einen zweiten Kaffee, meine Mutter pflegt gerne zu sagen, dass der erste Kaffe meist nicht bis nach unten in den Magen und schon gar nicht nach oben ins Gehirn reicht – danke Mutti! und dann geht´s Vollgas los.
Planung. Loslegen. Oder so ähnlich.
Soweit mich meine inneren Teile einigermaßen im Fokus lassen – das sind eindeutig DIE, das bin nicht ICH – ist das journaling samt einer recht knackigen To-Do Liste bis 8:30 Uhr abgearbeitet, jetzt aber rasch an den Rechner.
Mails kurz überfliegen, das Nötigste erledigen, jetzt Facebook. Einmal, also manchmal, hin und wieder, gelegentlich, na gut schon öfter, eigentlich fast jeden 2. Tag verirre ich mich mindestens einmal in super interessanten, mega wichtigen, dringend gebrauchten Sachen, die dann mit Glück in einer Liste landen, wo ich weiß, dass die Dinge drin stehen.
Tägliche Blogs, die ich lese: ca. 15 Stück, dank guter Lesestrategien geht das zügig.
Tägliche Dosis Gehirnfutter in Form von „bistdudeppertistdaseinWahnsinnwasderaufführt“ – also Aufputsch, den keiner braucht, der aber einfach genial anzusehen oder -hören ist: mindestens 10 bis 15 Minuten. (Ich meine eins der vielen Videos, die im Überangebot auf den diversen Plattformen geboten werden, der eine oder andere Kanal ist einfach fix gelistet )
Tägliche Dosis neues Lernen: 20 Minuten Minimum, lieber wäre mich mehr… aber die Stimmen im Kopf lästern, dass meine Liste länger statt kürzer wird.
„Ist ja gut, Freunde, ich versuchs mal wieder mit gemütlicher Konzentration!“
Arbeitsgedächtnis meldet sich zur Stelle, Propriozeptoren einsatzbereit – das sind die Teile, die mir meine Stellung der Hand, die statt des Koffeins jetzt das brave Glas Wasser erreichen, mitteilen und dem Lösen von Aufgaben zuzuordnen sind. (Das sind auch jene Dinger, die ich dann während Yoga blöd anfauche, weil ich in einem Asana bin und meine rechte Hand nach der linken greifen sollte, und keine Ahnung hat, wo die wieder ist…)
Ok, alles gut und was jetzt? Was mache ich genau? Ich sollte einen Blog schreiben. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass in der Diskussion mit meinem Sohn von gestern ein kleines Konzept in meinem Gehirn entstand.
Mach eine Notiz, Petra, sonst ist es wirklich weg – wir erinnern dich gerade zum x-ten Mal daran.
Aufschreiben. Ablegen.
Jetzt Blog schreiben. Worüber? Liste schauen. Ahja, genau! ganzeinfachich – na bumm, das wird was!
So, bevor es jetzt eintönig wird, liebe Leserin, lieber Leser – so geht dieses Theater den ganzen Tag dahin.
Coaching. Meine Welt.
Anders ist es nur, wenn ein Coachee aufs Parkett tritt: dann, ja dann bin ich da. Voll und ganz. Meine Systeme haben das so gespeichert, dass für die kommende Stunde die volle Aufmerksamkeit, Energie, Fokus und der Fundus an Möglichkeiten zur Veränderung wie Soldaten parat stehen. Die Klientin ist Führungskraft und braucht Selbstführung in heiklen Situationen, Wordings für die Honorarverhandlung (ha! mein Ding, da beisse ich mich rein wie ein Jacky in ein Stöckchen, egal wie hoch das hängt ) und dann noch die Vorbereitung für ihre Antrittsrede. Gedächtnis gefordert – komm heraus, und zeig dich der Welt!
Und jedesmal, wenn die Stunde zu Ende ist und die Menschen, die mir ihre kleinen und großen Dinge anvertrauen, mit einem Lächeln und einer vollkommen anderen Körperhaltung weggehen, sind meine Spiegelneuronen aktiv – und freuen sich mit. Das könntest du von aussen ganz leicht erkennen, denn da seh ich drein, wie ein Honigkuchenpferd und bin leicht weggetreten, kurz wenigstens.
Familie. Wichtig. Sehr sogar.
Gut, dass irgendwann die Schule aus ist, denn kurz bevor der hungrige Sohn zu Hause auftaucht, erinnere ich mich an meine Familie und haste durchs Haus, um in 20 Minuten so zu tun, als hätte ich den Vormittag gemütlich auf das Wiedersehen hingewartet. Schauspieltalent von frühmorgens wird nahtlos fortgesetzt.
Danach ist Kind-Zeit. Heilig. Spielen, lernen, lesen, rausgehen, gemeinsam Yoga machen, meditieren (ja, mein Sohn macht das, freiwillig, auf eigenen Wunsch – ehrlich!) und dazwischen manchmal auf Facebook schauen.
Gegen Abend normalisieren sich meine Systeme, Adrenalin geht zurück, Endorphine und Oxytocin sind vorhanden, neue Französisch-Vokabel kommen meinem Hirn gerade recht: Verwirrung ist doch ein schöner Zustand.
Rituale. Gut, dass es sie gibt.
Abendritual: gemeinsames Essen, wichtig. Wir lieben gutes Essen, schöne gemeinsame Zeiten und dann ziehe ich mich zurück, während die Männer das energetische Niveau noch einmal hochschrauben.
Weiter. Lernen. Lachen. Leben.
Und ich? Ich denk mir gerade, dass es so viele Dinge gibt, die mich interessieren, die ich mir anschauen will, die ich unbedingt brauche.
Dann durchfährt mein Gehirn, dass ich „eigentlich nicht genau“ weiß, was ich tun und/oder schreiben soll und dass die Liste nur „fast“ abgearbeitet ist.
Deshalb schaue ich auf Facebook, ob wer einen Champagnermoment hat und ehrlich: ab und zu feiere ich heimlich mit.
Ja, so bin ich.
#ganzeinfachich
Deine Petra
Kerstin, das ist ja genial: Champagnermomentstalker! Danke dafür! Liebe Grüße, Petra
Danke Christina! Ja, 15 Blogs lese ich deshalb, weil ich mir denke, dass es oft Bücher in Kurzfassung sind. Meine Liste werde ich auch mal schreiben – in einem Blogbeitrag 😉
Liebe Grüße an dich, Petra
Liebe Petra,
einfach nur köstlich und erfrischend! Ich entdecke mich an vielen Stellen wieder und finde das extrem beruhigend 😀
Ich bekenne mich jetzt auch als Champagnermomentstalker 😛
Danke für diesen tollen und offenen Beitrag!
Liebe Grüße
Kerstin
Liebe Petra, herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag! Es hat Spaß gemacht, ihn zu lesen und mehr über Dich zu erfahren! Besonders beeindruckt hat mich, dass Du 15 Blogs am Tag liest! Wow! Liebe Grüße, Christina